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Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg).
Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen.
„Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde.
„Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig."
So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.
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Vor unfern Füßen schnellen kleine Heupferdchen empor, Käfer hasten über
den Boden dahin. Dort weiter leuchtet das Heidekraut mit seinen tausend
und abertausend roten Glöckchen durch die Kiefernstämme. Bienen fliegen
summend von Blüte zu Blüte, und goldene und bunte Falter schwirren
durch die Luft. Im dichten Walde lacht der Specht, der Ruf des Kuckucks
hallt zu uus herüber, und das flinke Eichhörnchen flüchtet vor unfern
Schritten iu die dichten Banmwipfel. Dort liegt einsam ein altes Haus.
Ein Eichbaum hält schützend seine Äste über das rote Schindeldach. Hühner
sonnen sich im warmen Sonnenschein, und faul liegt der Hund vor seiner
Hütte. Es herrscht tiefe Stille iu der fouueudurchglühten Heide. Nur zum
Bienenhause schwirren summend die fleißigen Bienen mit ihrer Honig-
last. Der alte Bauer erzählt uns schmunzelnd von seinen Honigernten.
(Abseits von Th. Storm.) Kein Bächlein, kein Wässerlein finden wir hier.
Manchmal waten wir durch fußhohen Sand. Der Hügel bei dem Kütten-
strothscheu Hofe trägt ein Holzgerüst. Was bedeutet es? Ihn besteigen
wir. Nach Westen fällt er ungefähr 12 m ziemlich steil ab.
Da erblicken wir wieder ein ganz andres Bild. Unten am Fuße des
Hügels feheu wir Acker- und Gartenland. Kartoffeln, Bohnen, Erbsen
und Hackfrüchte sind dort augebaut. Der Boden ist dunkel und schwerer.
Laubbäume und Büsche mischen ihr helles Grün unter die dunklen Kiefern.
Weiterhin dehnt sich eine weite Wiesenlandschaft ans, ein Bach fließt mitten
hindurch. Es ist die Wappel. Sie fließt in fast nördlicher Richtung der
Dalle zu. In den Wiesen kurz vor der Neuen Mühle mündet die Wappel
in die Dalle. An Wiesen und Ackerfeldern vorbei wandern wir der
Wiedenbrücker Straße zu. Hin und wieder begleiten schmale Kiesern-
Wälder unsern Weg, der uns über die Köln-Mindener Eisenbahn führt.
Sie führt von Nordosten nach Südwesten. Im Nordosten liegt Gütersloh,
die nächste Station im Südwesten ist Rheda.
Aus der Landstraße kommen wir au zwei Krügen (Wirtschaften) vorbei.
Fuhrleute halten dort mit ihren Frachtwagen, Radfahrer steigen ab, und
mancher Wanderer kehrt ein, um sich durch einen frischen Trunk zu er-
auicken. Zu unsrer Linkeu begleitet uns die Bahn. Alle Augenblicke fährt
ein Zug vorüber. Rauch und weißer Dampf steigt auf, und fort rollt der
Zug in die weite Welt hinaus! Wenn wir doch mitfahren könnten!
Immer mehr nähert sich die Bahn der Straße, vor uns ragt ein gewaltiger
Schornstein empor, langgestreckte Gebäude liegen daneben. Ein scharfer
Geruch kommt uns in die Nase. Es ist eine Lederfabrik. Hier macht man
aus Tierhäuten Leder zu Schuhen, Koffern usw. Bald erheben sich zwei
schwarzweiße Schlagbäume vor unsern Augen. Die Eisenbahn fährt über
die Straße hinweg. Wir überschreiten die Gleise und sehen die Türme der
Stadt. Zur Linken erblicken wir die Volksschule in Kattenstroth. Ein
Landweg zweigt hier von der Straße ab und läuft an der Bahn entlang.
Es ist der alte Weg nach Rheda. Während bis jetzt nur hin und wieder
ein Haus am Wege stand, treten sie nun immer näher aneinander. Die
Felder verschwinden, und Häuser und Gärten mit ihren Hecken und
Bäumen verhindern die Fernsicht. Am alten Friedhof und der katholischen
Kirche vorbei wandern wir der Stadt zu.
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Fensterbrett. Ihre blauen und rotgelben Blüten funkelten im
Glänze des jungen Sonnenlichtes.
„Der Frühling ist da," sagte die Mutter. „Kann man denn den
Frühling sehen?" fragte Gerda. „Ei freilich," erwiderte die Mutter,
„den kannst du jetzt überall sehen, auf deinem Schulweg, in deu
Anlagen, auf den Straßen, auf dem Schulhof, in der ganzen Stadt."
Da nahm sich Gerda vor, Umschau nach dem Frühling zu halten.
2. Als sie hinaus ins Freie kam, merkte sie, daß die Lust
weich und lind war. „Das ist Frühlingsluft," dachte sie. Die Sonne
stand schon ziemlich hoch am Himmel, obwohl es doch noch früh
am Morgen war. Sie merkte sich den Platz genau, wo die Sonne
um diese Zeit stand. Eilig schritt sie die Straße entlang. Links
und rechts zogen sich Vorgärtchen hin. In einem stand ein Mann,
der den Boden umgrub und Samen ausstreute. Die Fenster des
Hauses waren geöffnet.
3. Jetzt trat sie in die Anlagen. Auf einem großen Beete
gerade oor ihr waren einige Stadtgärtner damit beschäftigt, Blumeu
in den Boden einzusetzen. Aus dem nahen Gebüsch tönte ihr der
helle Schlag einer Schwarzamsel entgegen, ein Buchfink schmetterte
dazwischen, und auch die anderen Vögel stimmten ein. ,,Die singen
gewiß dem Frühling ein Lied," sagte Gerda leise zu sich und ging
weiter. Da schlug ihr ein schwanker Zweig in das Gesicht. Sie
faßte ihn mit der Hand, um ihn zu entfernen. Wie sie ihn so
ansah, merkte sie, daß der Zweig ganz voll junger, zarter Blättchen
war. Auch die andren Zweige, ja das ganze Gebüsch vor ihr
standen in vollem Grün. Zwischen den Stränchern auf den grünen
Wiesen aber leuchteten ihr allerlei weiße und rote Blumen entgegen.
Hier grüßten sie die kleinen Gänseblümchen, dort die weißen Schnee-
glöckchen, dahinter die gelben Schlüsselblumen und bunten Krokus.
„Die haben gewiß ihre schönsten Kleider angetan, um den Frühling
zu empfangen! Ob er auch auf uufrem Schulhof schon eingezogen
ist?" dachte sie.
4. Als sie dort eintrat, hörte sie, wie ein Lehrer zu einem
andren sagte: „Heute wird es warm, das Thermometer zeigt schon
10 Grad." Sie kannte zwar schon ein Thermometer. Aber sie
nahm sich doch vor, ihren Vater zu fragen, wie man daran fehen
könne, ob es warm werde. Im Schulhof sah sie nach den Bäumeu.
Einige wie der Kirschbaum und die Kastanie waren voller Knospen^
andre wie die Eiche hatten noch ihr winterliches Kleid an. Im
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Schulgarten aber standen schon einige Blumen in Blüte. Auf
einer saß sogar ein Bienchen und hatte seinen Rüssel tief in die
Blumenkrone gesteckt.
Auch in das Schulhaus war der Frühling bereits eingezogen.
Auf einem Tischchen im Gange standen Tulpen, Veilchen und Busch-
Windröschen. Es waren Blumeu, die der große Schulgarten aus
dem Ostend der Stadt geschickt hatte. Die Schüler sollten sie im
Unterricht beschreiben.
Als mm gar Gerda in der Pause von einer Schülerin der
I. Klasse hörte, daß ein Rotschwänzchen sein Nest in ein Nist-
kästchen an
der Turn-
Halle ge-
baut hätte,
da gab es
für sie kei-
neu Zwei-
fel mehr.
Der Früh-
ling war
da, und sie
hatte ihn
wirklich ge-
sehen.
„Kommt,"
sagte sie zu Kind°rr°>g°n,
ihren Freundinnen, „jetzt wollen wir Ringelreihen tanzen!" Da
liefen die Kinder herbei, faßten sich an den Händen, bildeten einen
Kreis und sangen:
„Häschen in der Grube
saß und schlief.
Armes Häschen, bist du krank,
daß du nicht mehr hüpfen kannst?
Has hüpf, Has hüpf!"
Sie hatten aber nur einmal herumgetanzt, da schellte es schon.
Nun mußten sie sich in Reih und Glied aufstellen und in die Klassen
gehen. Es tat Gerda zwar leid, aber sie tröstete sich schnell. „Es
schadet nichts," dachte sie,- „denn der Frühling ist ja da, und ich
habe ihn selbst in der Schule gesehen."
7
Kmderreigeu.
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19. Unser Stadtteil.
Cvn der Nähe unsres Schulhauses liegen noch folgende Straßen^
\3 .... Wer kann ihre Namen erklären? An ihnen liegen viele
Wohnhäuser. Unsre Schule ist kein Wohnhaus. Sie ist ein
öffentliches Gebäude. Es gehört der Stadtgemeinde, die es hat
bauen lassen. Die Post, das Krankenhaus, der Bahnhof sind
öffentliche Gebäude. Wer kennt noch andre öffentliche Gebäude?
2. Der Stadtteil, in dem unsre Schule liegt, hat sich im
Laufe der Jahre sehr verändert. Wie war er früher?
Wir zeichnen jetzt den Plan unsres Stadtteils auf!
1. Schreibt die öffentlichen Gebäude unsres Stadtteils auf!
2. Beschreibt euern Schulweg!
3. Zeichnet die N-Straße mit ihren Querstraßen auf!
4. Beschreibt die Straße, in der euer Wohnhaus liegt!
20. Der Vorgarten.
in besonderer Schmuck des Hauses ist ein Borgarten. Hier
pflegt die Mutter die bunten Blumen und die grüuen Sträucher
und gibt ihnen zu trinken, wenn der Himmel mit dem Regen ver-
zieht. Sie nimmt das Unkraut fort, das den Pflanzen die beste
Nahrung raubt. Sie lockert die Erde, damit sich die zarten Wurzel-
chen beim Eindringen in den Boden die Füßchen nicht verletzen.
Da gedeihen die Blumen und danken dem Menschen durch ihre
herrlichen Farben und den süßen Duft.
2. Die Menschen haben die Blumen zu ihren Freunden
gemacht. Sie setzen sich gern nach Feierabend zu ihnen in den
Vorgarten und ruhen sich bei den bunten Freunden von des
Tages Last und Arbeit aus. Gern weilt die Mutter auch nach-
mittags in dem Garten, stickt oder strickt, häkelt oder näht. Die
Kleinsten tollen dann auf dem grünen Rasen umher oder spielen
mit dem Sande, der auf den schmalen Wegen liegt. Die Mutter
kann sie ruhig spielen lassen, denn die vielen Wagen, Radfahrer
und Autos können ihnen hier nichts anhaben. Gern schauen sie
durch das Eisengitter oder durch das Tor in der Mauer, um sich
das Leben und Treiben auf der Straße zu betrachten, aber hinaus
wagen sie sich nicht. Auf das Beet dürfen sie nicht treten. Das
wäre denn doch zu schade! Das blaue Vergißmeinnicht, die gelbe
28
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Fahne befestigt. Der Hausherr (Bauherr) erschien und spendete
allen Arbeitern Bier und Zigarren. Der älteste Zimmergesell
dankte in einer Rede und wünschte dem neuen Hause Glück.
4. Als nun das Haus unter Dach Mar, kamen noch andre
Handwerker und machten ihre Arbeiten. Der Spengler verfertigte
die Dachrinnen. Der Schreiner setzte die Türen und Fenster ein.
Auch die Treppen richtete er auf und legte den Fußboden. Der
Schlosser kam und versah die Türen mit Schlössern. Der Glaser
setzte Scheiben ein. Der Installateur legte Wasser- und Gas-
leitnngen an. Tapezierer und Maler schmückten die Zimmer und
Flure. Der Häfuer setzte die Ofen. Es gibt nur wenige Hand-
werker, die nicht am Hansbau beteiligt find.
5. Gar oft besuchte der Hausherr seine zukünftige Wohnung.
Man konnte ihm die Freude am Gesicht ablesen, wenn er bemerkte,
daß es mit dem Baue stink weiterging. Das Stangengerüst war
ja längst entfernt. Auch im Hause wurde schließlich die letzte
Hand angelegt. Der Schutt wurde abgefahren. Der Gärtner
kam und grub den Boden beim Hause um. Was von dem Platze
übrig geblieben war, wurde zu einem hübschen Garten umge-
arbeitet. Der Gärtner teilte die Wege und Beete ab. Dann
säte er Grassamen und pstauzte Sträucher und Blumen. Bald
wurde der Rasen grün, die Blumen blühten, und uun schmückte
der Garten das Haus, wie der schöne Rahmen das Bild ziert. In
einer Ecke ließ sich der Hausherr vom Schreiner noch eine Laube
zimmern und vom Weißbinder grüu anstreichen. Über der Haustür
ließ er deu Spruch anbringen:
„Grüß Gott! Tritt ein!
Bring Glück herein!"
1. Zeichnet einen Dachziegel!
2. Beobachtet die Verwitterung der Gesteine an alten Mauer-
werken und Gebäuden!
22.Vom Wetter und Himmel.
Cveben Morgen fragen die Menschen i „Was für Wetter ist heute?"
<\J Ist es schön draußen, lacht ihr Gesicht wie heiterer Sonnen-
schein. Wenn es aber schlechtes Wetter ist, so zieht sich leicht eine
düstere Falte über ihre Stirn, und mißmutig sehen sie immer
30
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TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
sitzt. Man sieht ihr auf den ersten Blick die Jugend an. Auch
erkennt man sofort, daß sie noch nicht oft auf dem Pferde gesessen
hat. Ihre Blicke und ihre Haltung verraten Unsicherheit. Aber sie
wird das Reiten bald lernen und dann fester int Sattel sitzen.
3. Ihr Oberkörper, der leicht nach vorn geneigt ist, wird
von einer Rüstung bedeckt. Auf der rechten Schulter trägt sie
eine schwere, breit herabfallende Fahne. Ihren Kopf schmückt ein
Helm mit zwei ehernen Adlerflügeln. Mit ihrer Linken stützt sie
sich leicht auf die Schulter des vor ihr stehenden Reichskanzlers.
4. Wer ist diese Jungfrau in voller Kriegsrüstung? Sie
will das deutsche Reich darstellen und zwar das junge Deutschland,
wie es am 18. Januar 1871 in Frankreich gegründet wurde. Es
scheint, als ob Bismarck die junge Reiterin in den Sattel gehoben
habe. Jetzt aber wendet er ihr den Rücken. Er steht schützend,
mit der einen Hand abwehrend, vor ihr, als wolle er sagen:
„Setzen wir Deutschland nur in den Sattel, reiten wird es schon
können!" Was aber bedeutet das ungeschlachte Tier unter den
Husen des Pferdes? Es soll die Feinde Deutschlands andeuten.
Aber das Roß, auf dem Deutschland reitet, wird ihm mit dem
Vorderhns den Kopf zertreten. Auch der kühne Reitersmann hat
keine Äugst vor dem gewaltigen Drachen, ebensowenig wie einst
Siegfried vor dem greulichen Lindwurm. Und selbst das junge
Deutschland sürchtet sich nicht vor seinen Feinden, es fürchtet
niemand auf der Welt, es fürchtet nur Gott!
61. Die Roßkastanie.
enn die Roßkastanie blüht, sieht sie ans wie ein gewaltiger
Christbaum. Jede Blüte bildet einen hübschen Strauß sür
sich, der wieder aus vielen einzelnen Blütchen besteht. Die Blüten-
blätter sind weiß mit gelben und roten Fleckchen. Es gibt aber
auch rote Kastanienblüten. Die sieben Staubblätter sind goldgelb
und bilden einen bequemen Sitz sür die Bienen und Hummeln,
die den süßen Honig naschen. Mitten zwischen den Staubfäden
steht der grüne Stempel stolz wie ein Kegelkönig unter den Kegeln.
In manchen Blüteu fehlt der Stempel) dann wird aus der Blüte
keine Frucht.
2. Die Kastanie wird im Frühjahr schon zeitig grün. So-
bald es wärmer wird, brechen langsam ihre Knospen hervor. Sie
97
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
zu essen. Aber das wollen wir aus später verschieben. Vielleicht
halten wir. dort unser Maifest, oder wir gehen mit unsren Eltern
am 3. Psiugsttag, dem „Wäldchestag," zu diesem Plätzchen. Heute
wählen wir den Weg nach Isenburg. Au den Schießständen
vorbei überschreiten wir die Eisenbahnbrücke. Durch eine Schneise
schlagen wir die Richtung nach der Oberschweinstiege ein. Links
und rechts hohe Bäume! Hier ist kein Park mehr, hier ist echter
Wald. Dort liegt eine schlanke Kieser/ der Sturm hat sie eutwurzelt.
Daneben unter Eichen und Buchen dürres Holz, aus dem Boden
i überall verwelktes Laub! Hier und da schauen grüne Gras-
spitzchen hervor. Es sieht gerade so aus, als ob sie sich durch das
j Laub hindurchgebohrt hätten! Wir heben eine Hand voll welker
Blätter auf, um zu seheu, wo die Würzelchen sind. Die Stelle,
wo das Hälmchen seine Wurzel hat, ist so feucht, als wäre das
Pflanzchen eben erst gegossen worden. Ja, jetzt verstehen wir,
warum sie hier so zeitig aus dem Boden schauen können. Das dürre
Laub hält die jungen Pslänzcheu warm und feucht und gibt ihnen
Nahrung. Und der eigentümliche Geruch, der aus dem Boden dringt,
moderig und doch nicht unangenehm!
5. Im Weitergehen will uns dieser Geruch uicht mehr ver-
lassen. Es ist, als ob er überall aus dem Boden strömte, als ob
I er durch deu ganzen Wald zöge! Wir atmen leicht und ties. Mau
spürt ordentlich, wie wohl das Atmen tut. Die Lust ist hier
viel frischer als in der Stadt. Kein Wunder, daß so viele Leute,
Kranke und Gesunde, den Wald zu allen Jahreszeiten aussuchen,
um sich zu erholen! Und wie klng, daß sich die Menschen sogar
Häuser in den Wald gebaut haben wie drüben bei Isenburg und
im Buchschlag! Ja, im Wolde möchte auch ich gern leben, nicht
nur zur schönen Sommerzeit, sondern das ganze Jahr hind.nrch!
6. Husch, husch! Was war das? Ei, sieh dort aus dem Stamme
der Tanne ein Eichhörnchen! Komm, wir lausen hin, vielleicht können
wir es fangen! Aber es ist schneller als wir. Drei, vier Bäume
laufen wir mit, da ist es auch schon verschwunden. Ob es noch andre
Tiere hier gibt, Hasen oder Rehe? Schwerlich an einem Platze, wo
so viele Menschen und Wagen kommen und gehen! Das Wild liebf
ruhige, abgelegene Plätze. Aber wenn wir weiter und tiefer in den
Wald gingen, könnte es uns schon glücken, Hasen, Rehe, Füchse,
sogar Hirsche zu sehen. Au manchen Stellen werden letztere von
j Förstern und Wildhütern gehegt und gepflegt. In früherer Zeit
162
besonders schön, der französische Salat sei viel besser als der Sachsen-
Häuser. Darüber war die gute Sachsenhäuseriu furchtbar zornig
geworden und gab nun ihrem Unmut in derben Worten Ausdruck.
Alle Leute, die um sie Herumstauden, lachten, und wir lachten auch.
Dann aber wandten wir uns zu den Obstständen. „Ja, da möchte
ich auch gern Verkäuferin sein! Sieh nur die herrlichen roten und
schwarzen Kirschen und dort die großen köstlichen Ananas-Erdbeeren!
Ist das nicht ein herrlicher Anblick! Was uns diese duftenden
Walderdbeeren alles erzählen könnten, wenn sie nur zu reden oer-
ständen!". . . Aber schnell wurde ich aus diesen Gedanken heraus-
gerissen. Gar nicht weit oon uns entstand ein kleiner Auflauf.
Der Aufseher, den ich zuerst sür einen Schutzmann gehalten hatte,
führte einen Jungen am Arm. „Denke nur," sagte meine Mutter,
„der hat Kirschen gestohlen dort aus dem Korbe, und jetzt wird
er auf die Hallenpolizei gebracht. Ist das nicht schrecklich!" Wir
wurden ganz traurig. Ehe wir aber die Obststände oerließen, kauste
meine Mutter zwei Pfund Kirschen und gab mir eine Hand voll.
Wie gerne hätte ich dem Jungen einen Teil davon geschenkt, nur
damit er nicht zum Diebe geworden wäre! Nuu wandten wir uns
zu den Blumenständen. Ein süßer Dust strömte uns entgegen.
Welche Pracht hier! Da gab es Blumen in allen Farben und
Formen, Blumen draußen in Wald und Feld gepflückt, und
Blumen in Gärtnereien gezogen. Neben uns stand eine junge
Frau. Sie war schwarz gekleidet und trug einen Schleier, der
beinahe bis auf den Boden reichte. Ein Sonnenstrahl fiel gerade
auf ihr bleiches Gesicht. Wie traurig ihre Augen blickten! Sie
kauste einen Kranz mit weißen Blüten. Sie wollte ihn gewiß auf
deu Friedhof tragen und ihu dort auf ein liebes Grab legen. Nicht
weit davon stand ein feingekleideter Mann. Er hatte einen Strauß
roter Rosen gekauft und lachte und scherzte mit der Blumen-
Verkäuferin. Meine Mutter nahm auch einige Blumen für den
Sonntag mit, blaue Kornblumen, die sie besonders gern hat.
Nun waren wir mit unsren Einkäufen fertig. Ehe wir aber
die Halle verließen, zeigte mir meine Mutter noch den Stand, wo
die Fische verkaust werden. „Siehst du," erklärte sie mir, „hier
sind Weißfische und dort Karpfen, und da sogar Aale!"
Endlich verließen wir die Halle. Andre Leute traten ein.
„So geht es hier den ganzen Tag bis zum Schlüsse des Marktes,"
sagte meine Mutter.
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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jetzt fünf Puppen. Sie freut sich, wenn die Schule aus ist. Dann
soll ihre Freundin mit nach Hause gehen, und sie wollen zusammen
mit der neuen Puppe spielen. Neben ihnen stehen zwei Geschwister.
Die kleine Schwester hat ihr Frühstück vergessen und holt sich
einen Teil von der älteren Schwester. Dann eilt sie rasch fort;
denn sie muß da drüben mit Nachlauf spielen. Wie schnell sie springt,
und wie laut sie schreit! Aber die übrigen Schüler sind ebenso laut.
Der ganze Hof erdröhnt von dem lauten Sprechen und Schreien
der Kinder. Denn das Frühstück haben die meisten längst verzehrt.
8. Rrrrr — rasselt da die elektrische Schelle. Jetzt ist die Pause
aus, und der Unterricht beginnt von neuem. Alle Klassen stellen
sich auf. Aber dort hinten in der Ecke des Hofes spielen noch
einige Kinder. Die haben am Ende das Schellen gar nicht gehört,
oder sie können sich nicht von ihrem Spiele trennen! Na, wenn
es nur keine Strafe gibt!
1. Wollen wir auch einmal unsrem Schulgarten einen Besuch
abstatten? Freilich gibt's darin keine so merkwürdigen Pflänzchen
wie in dem Gedicht. Und einen Gärtnersmann oder gar einen
Sessel werden wir dort erst recht vergebens suchen. Aber es gibt
doch genug zu sehen. Paßt aus!
Da sind vor allem die hohen Bäume mit ihrem dicken Stamme
und der breiten Krone.
2. Kleiner sind schon die Sträucher, wie der Johannisbeer-
und Stachelbeerstrauch, der Hollunder und der Flieder.
3. Aber ebenso wichtig sind die kleinen Pflanzen, die sich
bescheiden am Boden halten. Da sind zuerst die Küchenkräuter, die
die Mutter gebraucht, wenn sie das Essen zubereitet. Wer nennt
solche Küchenkräuter? Auch Korn, Weizen, Gerste und Haser gehören
zu den Pflanzen, die uns nähren. Dazwischen wächst die blaue
Kornblume, die uns durch ihre prächtige Farbe entzückt/ der Land-
mann sieht sie aber nicht gern. Warum nicht?
Guten Tag, Herr Gärtnersmann!
Haben Sie Lavendel,
Rosmarin und Thymian
und ein wenig Quendel? —
Fräulein, ja, das haben wir
hier in unserm Garten,
11. Unser Schulgarten
wollen Sie so freundlich sein
und ein wenig warten?
Bursche, bring den Sessel her
mit den goldnen Spitzen!
Fräulein wird wohl müde sein,
gern ein wenig sitzen.
16
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